Wandern auf São Miguel – 4 Einsteigerrouten

Mitten im Atlantik, auf halben Weg nach Amerika, liegen die Azoren. Die Inselgruppe ist den meisten Menschen nur durch das gleichnamige Hochdruck- und somit Schönwettergebiet bekannt. Doch die 9 Inseln der Azoren werden als Reiseziel bei Naturfreunden immer beliebter. Was bisher als absoluter Geheimtipp galt, ist inzwischen gar nicht mehr so geheim. Das haben wir bei unserer Reise im April 2024 gemerkt.

Selbst in der Vorsaison war es an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten schon recht voll und nicht immer haben wir noch einen Parkplatz finden können. Doch es gibt immer noch versteckte Ecken und wenig bewanderte Wege.

São Miguel, die grüne Atlantikinsel

Die abwechslungsreiche Landschaft – Wiesen, Felder, Wälder – macht das Wandern auf São Miguel attraktiv. Alles ähnelt den Wegen auf Madeira und doch ist es ganz anders. Levadas gibt es nur gelegentlich. Dafür gibt es unendlich viele Wasserfälle. Vom kleinen Rinnsal bis zu gewaltigen Wassermassen.

Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun (Mark Twain)

Viele Strecken sind relativ flach, andere erfordern ein gewisses Maß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Für alle Routen gilt, dass man festes Schuhwerk tragen sollte. Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich vorab über einen Wanderführer vertraut zu machen.

Vier Einsteigerrouten auf São Miguel, die wir selbst erwandert haben, stelle ich dir heute ausführlich vor.

Vorbereitung aufs Wandern

Wandern auf São Miguel heißt, dass man sich auf unebene Wege, Steigungen und Gefälle einstellen muss. Daher empfehle ich dir, bereits zu Hause häufiger zu laufen und die Treppe statt den Lift zu nehmen. So ist man körperlich für die einfachen Strecken vorbereitet.

#1 Wie eingangs bereits beschrieben, sollte man auf allen Routen festes Schuhwerk tragen. Flipflops, Pumps oder Leinenschuhe sind nicht geeignet. Gute Sneaker sollten es mindestens sein, besser sind leichte Wanderschuhe, in denen man schweißaufnehmende Socken aus Naturmaterialien trägt und die zudem noch die Knöchel stützen.

#2 Im gut sitzenden Rucksack sollte man genug Getränke, evtl. einen Snack (Tipp: Traubenzucker), eine Regenjacke, Sonnenmilch und einen Kopfschutz – je nach Witterung eine wärmende Mütze oder ein Sonnenhütchen – dabei haben. Die Mitnahme einer Taschen- oder Stirnlampe ist für die Route zum Janela do Inferno unbedingt zu empfehlen. Außerdem macht es Sinn, Pflaster und eine kleine Hausapotheke mitzuführen.

#3 Überlege dir gut, wann du loswandern willst. Meine Empfehlung: Nimm ein leichtes, frühes Frühstück ein und beginne deine Wanderung am besten zwischen 8 und 9.30 Uhr. Besonders in der Hochsaison im Sommer kann es auf den Wegen voll werden und die Parkmöglichkeiten sind schnell erschöpft.

#4 Wanderstöcke können eine sinnvolle Ergänzung der Wanderausrüstung sein. Auf einigen Wegen geht es über bemooste und begraste Treppen oder Aquädukte. Es kann dort rutschig sein.

#5 Falls du mit dem Auto anreist, lege dir Wechselkleidung in den Kofferraum. Ich bin nach dem Wandern immer froh, wenn ich aus den festen Schuhen raus kann und meine Füße „gelüftet“ werden.

Wegmarkierungen

Überall gelten die gleichen Wegmarkierungen auf den Azoren.

Richte dich immer nach den Wegweisern, damit du auf dem richtigen Weg bleibst.

Zwei gerade Linien (gelb und rot) bedeuten, dass du auf dem richtigen Weg bist. Wie auf dem linken Foto.

In welche Richtung du abbiegen musst, zeigt dir der rote, abknickende Pfeil, wie auf dem rechten Bild.

Bilden der gelbe und der rote Strich ein Kreuz, dann ist das der falsche Weg. Bitte kehre um.

Häufig sind die Stelen auch durchnummeriert. Dadurch weiß man, wie weit man schon gekommen ist. Am Beginn eines Weges stehen immer informative Wandertafeln. Rundwege beginnen grundsätzlich mit der Bezeichnung PRC. GPS-Tracks findet man auf https://trails.visitsazores.com/de.

Rundweg um den Lagao das Furnas

Sicher einer der bekanntesten und beliebtesten Wanderwege auf São Miguel ist der Rundweg um den See oberhalb von Furnas. Dort wird in Erdlöchern der beliebte Eintopf cozido gegart. Gegen Mittag werden die Töpfe aus der Erde geholt und anschließend in die Restaurants gebracht. Das ist ein tägliches Spektakel. Ein Highlight jedes Urlaubers.

Anreise

Die Anreise per Auto erfolgt über die EN 1-1A. Mein Tipp: Parkplatz Miradouro Lagoa das Furnas an der EN 1-1A , etwa auf Höhe der Seemitte, nutzen. Allerdings gibt es dort nur wenige Parkplätze. Alternativ den Parkplatz am südlichen Ende des Sees, in der Nähe der Capela de Nossa Senhora das Vitóras, an der Zufahrt zum Informationszentrum nutzen.

Strecke und Zeit

Etwa 9 km; Gehzeit Rundweg ohne Pausen ~ 2 Stunden

Höhenprofil: insgesamt ab Furnas ↗ ↘ 180 m

Wegbeschreibung

Wir sind von Furnas aus gestartet. Ich würde das nächste Mal aber auf einem der oben genannten Parkplätze parken und von dort aus im Uhrzeigersinn starten. Daher starte ich meine folgende Wegbeschreibung am Miradouro Lagoa das Furnas an der »Überlandstraße« EN 1-1A.

Vom Parkplatz aus – mit Sicht auf den See – startest du im Uhrzeigersinn. Es geht ca. 1 km neben der Bundesstraße entlang. Dann geht nach rechts eine Straße ab in Richtung Informationszentrum, Capela de Nossa Senhora das Vitorás und Jardim José do Canto.

Capela de Nossa Senhora das Vitoras
Informationszentrum

Dieser Straße folgst du. Wenn du Lust auf instagram-taugliche Fotos hast, dann machst du einen Abstecher zum Informationszentrum, setzt du dich auf die coole Schaukel und lässt dich ablichten. Um den See zu umrunden, läufst du einfach den Weg weiter. Es gibt keine Abzweigungen, daher kannst du gar nichts falsch machen.

Der Weg führt ein Stück durch ein Bambuswäldchen. Am Wegesrand wirst du gelegentlich Holzfiguren entdecken. Eine Eule, ein riesiges Insekt oder einen Wolf. Dann siehst du einen Kletterwald. Im April war dieser allerdings noch im Winterschlaf. Nach ca 1 Stunde bist du dann endlich an den Erdlöchern vulkanischen Ursprungs, in denen der cozido gegart wird.

Es dampft und blubbert und riecht leicht nach Schwefel. Zur Mittagszeit und am späten Nachmittag werden die Töpfe aus der Erde geholt und in die Restaurants gebracht. Der Weg geht nun an einem Parkplatz vorbei (solltest du hier geparkt haben, musst du pro Person € 3 Eintritt bezahlen) und einen Schotterweg am Lagoa das Furnas entlang. Schau mal auf das Wasser. Mit Sicherheit entdeckst du Stellen, an denen das Wasser blubbert und kocht. Daher – und weil er überdüngt ist – sollte man keinesfalls im See baden.

Zum Abschluss triffst du wieder auf die Bundesstraße EN 1-1A und läufst den letzten Kilometer neben der Straße.

Abstieg zum Lagoa do Fogo

Blau schimmert das Wasser des Feuersees. Ich bin beeindruckt und verliebe mich direkt in diesen Anblick. Ab und zu wabern Nebelschleier über den Bergkamm und ziehen zum See. Doch so schnell wie der Nebel aufzieht, so schnell ist er auch wieder weg und gibt das Panorama des Sees frei. Der Lagoa do Fogo hat mich mehr begeistert als der beliebte See Sete Cidades im Westen der Insel.

Anreise

Mit dem Auto reist du über die EN 5-2A an. Egal, ob von Ponta Delgada oder Furnas im Süden oder von Ribeira Grande im Norden kommend. Parke an der nördlichen Schleife, am Parkplatz beim Miradouro Lagoa do Fogo.

Strecke und Zeit

Hin- und zurück Wanderstrecke, Länge unbekannt

Gesamt Gehzeit runter und hoch ~ 1-1¼ Stunden

Höhenprofil: insgesamt ↘ ↗ 160 m

Wegbeschreibung

Der Abstieg beginnt dort, wo alle Urlauber mit ihren Kameras stehen und den See knipsen, am Miradouro Lagoa do Fogo. Rechts von der Mauer geht ein unscheinbarer Weg hinab zum See. Verfehlen oder falsch laufen ist ausgeschlossen. Es gibt keine Abzweigungen. Serpentinenartig windet sich der Pfad abwärts. Mit vielen Treppen und durch niedriges Gebüsch.

Ganz am Schluss des Wegs musst du eine kurze Leiter hinabsteigen und schon bist du am See. Baden ist verboten. Laut dem Rother Wanderführer kann man nach links am See entlang laufen. Im April 2024 war dieser Weg gesperrt. Wir vermuten, weil dort Vögel brüteten. Daher traten wir bald danach den Rückweg an.

Wie du in 5 Tagen die Insel Santa Maria umwandern kannst, erzählt dir Frank auf wanderndeluxe. Die Zwillinge Kristin und Kathrin zeigen dir auf Travelinspired wundervolle (Kurz) Wanderungen auf den Azoren.

Rundweg zum Janela do Inferno

Janela do Inferno, übersetzt das Höllenfenster. Mitten im Nichts plätschert ein dünnes Rinnsal aus einer Felsformation. Unglaublich schön.

Anreise

Anfahrt mit dem Auto von Süden oder Norden kommend über die EN 5-2A. Parkplatz Casa da Água Trail Point in Remediós nutzen.

Strecke und Zeit

Hin- und zurück Wanderstrecke ~ 7,5 km.

Gesamt Gehzeit hin zum Wasserfall und zurück zum Parkplatz ohne Pausen 2,5 Std.

Höhenprofil: insgesamt ↗ ↘ 240 m

Wegbeschreibung

Ich beschreibe euch den Weg gegen den Uhrzeigersinn, denn so sind wir gelaufen. Im Rother Wanderführer wird er im Uhrzeigersinn beschrieben.

Nachdem du dein Auto abgestellt hast, läufst du unterhalb des WC’s nach links. Nur kurz folgst du diesem landwirtschftlichen Weg, dann biegst du nach links auf einen unbefestigten Weg ab. Es geht nun bergauf. Orientiere dich immer an den Wegmarkierungen. Irgendwann geht es nach rechts durch ein »Gatter« und dann über eine weite, grüne Wiese. Du läufst über einen kurzen, niedrigen Aquädukt.

Im Wald führt der Weg durch eine kleine Schlucht, treppab und treppauf (s. Foto). Bald darauf kommst du an einen ersten Kriechtunnel. Da geht es durch. Nutze die Taschenlampe. Das Handylicht bringt nicht viel.

Falls dir der Tunnel unheimlich ist, kannst du ihn auch überqueren. Folge dem Trampelpfad und orientiere dich ganz leicht nach links zu den Bäumen hin. Du triffst wieder auf den breiten Weg.

Irgendwann kommst du zu einem größeren Aquädukt. Gehe hindurch und gleich, nachdem du unter dem Bogen durch bist, rechts den Hang und dann die lange Treppe hoch, die neben dem Aquädukt verläuft (nicht die, die darauf führt). Dem Weg weiter folgen. Nach einigen Minuten kannst du entweder geradeaus laufen (führt ebenfalls direkt zum Janela do Inferno) oder du überquerst rechts das sichtbare Aquädukt, so wie wir es getan haben. Pass gut auf, denn es ist kein durchgängiges Geländer mehr vorhanden. Danach, hinter dem Baum, laufe links runter auf den Weg taleinwärts, der dich direkt zu Janela do Inferno führt.

Das große Aquädukt nachdem passieren des Bogens. Links geht ein Weg hoch.

Zurück sind wir dann auf der anderen Seite gelaufen. Das heißt, wir stiegen hinab zum Wasserlauf der Kaskade und auf der gegenüberliegenden Seite hinauf. Dadurch kommt man wieder an die Wegkreuzung, die geradeaus zum großen Aquädukt führt. Diesmal läufst du über dieses, an den zwei Wasserrohren entlang hoch zum Wasserhaus.

Folge dem Waldweg. Du kommst nochmals an einen Tunnel. Auch hier gibt es die Möglichkeit drüber zu gehen, falls du nicht durchgehen magst. Dieser Tunnel ist etwas kürzer. Orientiere dich einfach weiter an den Wegmarkierungen. Es geht leicht rechts um den kleinen Hausberg Mariana herum. Irgendwann triffst du auf einen betonierten Landwirtschaftsweg. Dieser führt unweigerlich zur EN 5-2A, die du überquerst.

Und weiter folgst du den Markierungen. Es geht relativ steil hinab. Kurz vor den ersten Häuser von Remédios kannst du entweder links den Hang hoch und über die Leitplanke steigen und dann an der EN 5-2A zurück zum Parkplatz (kürzer, aber viel befahren) oder du folgst der Straße entlang der Häuser, wendest dich an der ersten Kreuzung links und nochmal links in die Rua do Outeiro und du kommst nach 300 m wieder an den Parkplatz.

Salto do Cabrito

Die Wanderung zum Wasserfall Salto do Cabrito kannst du prima mit der Wanderung zum Lagoa do Fogo kombinieren, da es auf dem Weg liegt.

Anreise

Mit dem Auto reist du über die EN 5-2A an. Der Parkplatz ist ausgeschildert.

Strecke und Zeit

Einfache Strecke ca 1000 m. Gehzeit etwa 15 min.

Höhenprofil: ↘ ↗ 20 m

Wegbeschreibung

Vom Parkplatz gehst du um den Wasserspeicher herum, die Straße hinab. Dort ist nochmal ein Parkplatz, der aber nur mit Genehmigung genutzt werden darf. Dem ausgeschilderten Weg folgen und schwups, schon bist du am Salto do Cabrito.

FAQ – Fragen und Antworten

Zu welcher Jahreszeit kann man am besten auf São Miguel wandern gehen?

Optimale Reisezeit ist von Mai bis Oktober, aber wandern kann man auf São Miguel jederzeit. Von April bis Oktober ist das Wetter am beständigsten.

Von Januar bis Mai fällt häufiger Niederschlag oder es zieht dicker Nebel auf. Nach Regenfällen können Wege unpassierbar und gesperrt sein, dafür sind die Wasserfälle dann umso beeindruckender.

Welches sind die schönsten Wanderwege auf São Miguel?

Zu den schönsten Wanderungen gehört der Weg rund um den (Doppel-)See Sete Cidades. Sehr einfach, aber landschaftlich hübsch ist der Weg Caldeiras da Ribeira Grande mit dem Wasserfall Salto do Cabrito. Auch der von mir beschriebene Weg rund um den Lagoa das Furnas gehört zu den schönsten und beliebtesten Wanderwegen auf São Miguel.

Braucht man einen Wanderführer?

Die meisten Wanderwege sind gut beschildert, aber dennoch lohnt es sich, einen Blick in einen Wanderführer zu werfen. Hier bekommt man wertvolle Informationen zu Höhenprofil, Gehzeit, Parkmöglichkeiten uvm.

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