Typisch meenzerisch! 18 Wörter und Sätze, die man kennen sollte

Meenzerisch oder Määnzerisch?

Heute setze ich meiner Serie MeinMainz die dialektische Krone auf, denn einige Wörter sind einzigartig und symptomatisch für die Mainzer Lebensart und die offenen, freundlichen Gastgeber. Einige Ausdrücke sind dem Französischen entlehnt, denn die Franzosen haben während ihrer Besatzungszeit ihre sprachlichen Spuren hinterlassen.

Heißt es nun meenzerisch oder määnzerisch? Darüber streiten sich die Experten. Letztlich ist beides korrekt. Wie bei vielen anderen Wörtern auch, bei denen es verschiedene Schreibweisen gibt, die miteinander konkurrieren, aber letztlich das gleiche meinen.

Wie wäre es, wenn ihr mit euren Liebsten ein kleines Quiz veranstaltet? Lest das Meenzer Wort, diskutiert, was es bedeuten könnte und dann lest ihr erst die Erklärung und schaut, wer Recht hatte.

Typisch Mainz: Die Christuskirche

Wörter. Ohne Worte. Meenzerisch.

Aabee-Mick

Dabei handelt es sich um ein zusammengesetztes Wort. Als Aabee wird die Toilette bezeichnet und Mick hat weder etwas mit Mick Jagger noch mit Mick Dundee zu tun, sondern bezeichnet eine Fliege (Mücke). Eine Aabee-Mick ist also eine Scheißhausfliege.

Domsgiggel

Goldisch isser, der Domsgiggel oder Domsgickel. Dabei handelt es sich um den Wetterhahn auf der Spitze des Westturms des Mainzer Doms. Wenn er „in de Rhoi macht“ (den Hintern zum Rhein wendet), gibts schlechtes Wetter, wenn er „in de Rhoi guggd“ (zum Rhein schaut), bleibt es schön.

Domsgickel ist auch eine Kult-Kneipe in unmittelbarer Nähe hinter dem Mainzer Dom.

Hannebambel

Das Wort klingt nett und niedlich, bezeichnet aber einen gutmütigen „Pantoffelhelden“, der von seiner Frau rumkommandiert und geführt wird. Das will kein Mann sein, oder?

Herrgottsdierche

Diese niedlichen Wesen sind vom Herrgott geschaffen worden, um die Menschen zum Lächeln zu bringen. Gemeint sind Marienkäfer.

Hotwollee

Heiße Wolle? Keineswegs. Dieses Wort liegt das französische Hautevolee zu Grunde. Damit bezeichnet man die höhere Gesellschaft, die piekfeinen, leicht hochnäsigen Herrschaften. Im Englischen spricht man von High Society.

Kinnerschees

Das war einfach, gell? So wird ein Kinderwagen bezeichnet.

nibber, nunner, nuff, neber

Diese Worte kann man sich recht gut ableiten. Es handelt sich um die Präpositionen rüber, runter, rauf und neben.

Piffche

Ich gebe zu, dass ich dieses Wort anfangs nicht verstanden habe. Man hört es typischerweise in den Weinlokalen. „Magdsd e Piffche oder e Schoppe?„, wird man gefragt. Piffchen ist die kleinste Maßeinheit für ein Glas Wein (0,1 l) – da ist so wenig im Glas, das man nur einen Pfiff lang Weinvergnügen hat. Schoppe dagegen bezeichnet einen halben Liter Wein, der im Schoppeglas gereicht wird.

Typisch Mainz: Ein Piffche und e Flasch‘

Rachebutzer versus Mauldabbezierer

Ich bleibe mal im Bereich der Weinkneipen. Rachebutzer/Racheputzer ist ein sauerer, unausgewogener Wein, der den Rachen „ausbrennt“, also putzt. Das Gegenteil davon ist der Mauldabbezierer (wörtlich: Mund-Tapezierer), ein wohlschmeckender Wein, der sich gut im Mundraum verteilt und weich und harmonisch schmeckt.

Schnorres

Den haben nur Männer. Den Schnurrbart. Bekannt sind die Schnorreswackler aus der Fernseh-Fastnacht, eine Männer-Gesangs-Combo, deren Markenzeichen der Oberlippenbart ist.

Stobbe

Dieser Begriff hat mehrere Bedeutungen. Eigentlich ist ein Stobbe ein Flaschenkorken, aber man nennt durchaus auch den Waschbeckenverschluss so. Liebevoll wird ein kleiner, zarter Bub auch mal Stobbe genannt.

Trottwa(a)

Schon mal vom Trottoir gehört? Französisch für Bürgersteig wurde das von den Meenzern eingedeutscht.

Verdelsbutze

Wenn man nicht aufpasst, kriegt man Ärger mit dem Verdelsbutze. Verdel leitet sich von „Viertel/Bezirk“ ab und ein Butze ist ein Polizist. Dieser Staatsdiener ist für ein bestimmtes, städtisches Einsatzgebiet eingeteilt. Früher hätte man Dorfpolizist gesagt. Er kannte seine Pappenheimer und diese ihn.

Typisch Mainz: Spundekäs‘

Sätze

Im Zusammenhang versteht man den Mainzer auf jeden Fall. Fast immer. Einzelne Sätze sollte man sich aber mal genauer anschauen, da sie sich schlecht oder gar nicht ableiten lassen.

Die Dier gaagst

„Die Türe quietscht“ oder sie knarrt, knackst, macht komische Geräusche. Vermutlich kommt gaagsen von knacksen.

Steir mer doch de Buggel enuff.

Wörtlich übersetzt heißt es „Steig mir doch den Rücken hoch“, kennt man aber eher unter „Rutsch mir doch den Buckel runter“, was letztlich soviel heißt wie „Lass mich in Ruhe“.

Borzel, musst e Rappelche machen?

Borzel bezeichnet ein kleines Kind. Und wenn dieses in die Sauberkeitsphase kommt, fragt man alle paar Stunden nach „Musst du urinieren?“. Ein Rappelchen ist das „kleine Geschäft“. Dafür gibt es viele andere Namen: Pipi, Brunni, Wasser lassen, Harn, Urin, pinkeln, brunzen, pieseln, pullern, strullern….

Heit gibbdst Hundsferzjer met Gliggerwasser

Fragt mich nicht, wo der Ausdruck Hundsferzjer seinen Urspung hat. Wenn es Handsferzjer gibt, gibt es nichts. So wie man einen Hundepups nicht will und er sich schnell verflüchtigt, so wenig gibts zu essen. Dafür gibts Sprudelwasser zum Trinken. Satt wird man von beidem nicht.

Typisch Mainz: Rote Sandsteinbauten, hier die Caponniere

Bevor ich endgültig Adschee (Adieu, Auf Wiedersehen) sage, freue ich mich über eure Anmerkungen. Sicher gibt es auch in deiner Region sprachliche Besonderheiten, oder? Erzähl mir davon.

Liane und Herr R.

Willkommen. Ich bin Liane und die Gründerin und Wortjongleurin des Reiseblogs DieReiseEule.
Herr R. ist nicht nur mit mir verheiratet, sondern auch mein Co-Fotograf für ungewöhnliche Blickwinkel.

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20 Kommentare zu „Typisch meenzerisch! 18 Wörter und Sätze, die man kennen sollte“

    1. 😂
      wie toll ist das denn! fast vergessene wortschätze unn dann escht de bummbes, den derf mer äscht nit vergesse, der iss därmase wischitsch um übber haupt die sproch kulinarisch erfasse zu könne 😂

  1. 🙂 ohne Deine Erklärungen wäre ich sicher bei 99,9 % der Begriffe raus gewesen 🙂
    Manches kann man sich ja noch erschließen, doch das Meiste ist eine komplette Fremdsprache.

    Aber eine coole Idee für einen Artikel. Ich mag regionale Geschichten, Heimatmomente und vor allem so die Möglichkeit, dass Mundart erhalten bleibt.

    Liebe Grüße, Katja

    1. Günter Zimmermann

      das war kein Ausdruck für Franzosen sondern deren afrikanischen Söldner, von denen viele vom Stamm der Uitschebele kamen. Die Mainzer haben das adaptiert.

  2. isch glaab, do kenn isch noch e Aufgaab on die dehäm Geblibbene, wenn äner verreist iss:
    „giies moin Kaktus, sonst verderrt err derr!“

  3. meenzerisch odder määnzerisch:
    in moiner Kindheid, dess war so um neinzeehunnertfuffzig als ich in de Schuul mit moim meenzer Gebabbel Deitsch als erst onner Sproch lerne muss,
    do warn die von der onne Seid (vom Rhoi) die Määnzer unn mir, mir warn de besser Seid die Meenzer
    unn dess soll ach heit noch so soi, do gibts nix zu zettele!

    1. Günter Zimmermann

      Ei, wie recht ihr habbd! Die Meenzer uff de eebsch Seit unn die in Risschdung Niertstä unn Worms, die saache halt Määnzer.

  4. Zum Thema Meenzer oder Määnzer taucht doch so manche Sprachgewohnheit aus der Kinder- und Jugendzeit auf, was heute wohl ziemlich verloren gegangen ist und kaum noch einer babbelt.
    Moi Nachbarin von de ebsch Seit do dribbe ibberm Rhoi hot misch gestern widder dronn erinnerd:

    Uff de ebsch Seit do drübbe ibberm Rhoi häst dess:
    „Guck emol, der Bangert iss schon widder om blotsche!“

    Uff der Meenzer Seit heest dess: „Guck emol, der Bub raacht schon widder!“

    Muss ich das übersetzen in die erste Fremdsprache für Meenzer und Määnzer, nämlich in’s Deutsce bzw. in’s „Hochdeutsche“?

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